Ein ganzes Wochenende Farben und Pilz-Duft!
Ein ganz intensives Wochenende im kreativen Umgang mit Pilzen liegt hinter mir. Gern wäre ich noch 2-3 Tage länger geblieben, um die Ideen, die in unserer Gruppe aufgekommen sind, auch gleich in die Tat umzusetzen.
So bleibt mir vorerst nur den Ablauf zu beschreiben. Die „Tat“, z.B. in Form eines Kaltansatzes mit dem rotrandigen Baumschwamm, folgt noch. Einige Infos sind jedoch so oder so interessant; z.B. dass Färbe-Pilze eher in nährstoffarmen Wäldern wachsen, also mittlerweile eher in Skandinavien. Was man aber gut bei uns findet, sind
- Nadelholzbraunporling (PHAEOLUS SCHWEINITZII) – Goldtöne
- Fenchelporling (GLOEOPHYLLUM ODORATUM) – eher nussbraun
- Zimtfarbener Weichporling (HAPALOPILUS RUTILANS) – violett, lavendelfarben
- Zottiger Schillerporling (POLYPORUS HISPIDUS) – Rost-Töne
- Dickblättriger Schwarztäubling (RUSSULA NIGRICANS) – warme Grautöne
- Grünblättriger Schwefelkopf (HYPHOLOMA FASCICULARE) – warme Gelbtöne
Als Färbematerial eignen sich am besten tierische Fasern: Wolle und Seide, und hier am besten Schafwolle. Baumwolle geht prinzipiell auch; hier sollte man aber am besten wirklich alte Tücher und Laken verwenden, also welche, die z.B. von Oma nicht mehr genutzt werden oder auf dem Flohmarkt erstanden wurden.

„Hexen“-Küche
Vier Pilze und eine Flechte werden für unsere Farb-Experimente verwendet. Und zwölf verschiedene Materialien; Stoffe aus Wolle und Seide unterschiedlicher Qualität, aber auch Baumwolle, Leinen und drei verschiedene Wollarten. Das Ergebnis seht ihr schon mal oben. Ein Pilz-Sud, vom Nadelholzbraunporling, wurde zusätzlich mit Eisenessig behandelt; dadurch intensivierte sich die Farbe sehr.
Alle Pilze werden im Mixer zerkleinert und in Wasser eingeweicht. Von drei Arten (Grünblättriger Schwefelkopf, Dickblättrige Schwarztäublinge und Nadelholzbraunporling) haben wir frisches Material; selbst gesammelt. Die anderen beiden, der Zimtfarbene Weichporling und die Flechte Evernia liegt uns getrocknet vor. Die Stoffe und die Woll-Stränge werden in kleine Stücke geschnitten bzw. zerteilt und über Nacht in einer Kaltbeize eingeweicht. Als Töpfe zum Färben eignen sich Aluminium- oder Edelstahltöpfe; am besten auch in größerer Anzahl vom Flohmarkt.

Nun geht es ans Kochen: Der Färbesud entsteht durch das ausgekochte Pilz-Material. Stück für Stück werden die Stoffe und die Wollstränge eingeweicht. Die Wolle verträgt das relativ heiße Wasser gut, solange sie nur getaucht wird. Wir kommen uns vor wie in einer Hexenküche: In allen Töpfen brodelt es und im gesamten Raum duftet es nach Pilzen. Hin und wieder sind die Materialien zu wechseln, und die jeweiligen Färbeergebnisse werden mit klarem Wasser ausgewaschen und zum Trocknen aufgehängt.

Nach und nach werden die Wollstränge auf eine hölzerne Haspel aufgelegt. Dadurch lässt sich die Wolle leichter aufwickeln. Es folgt der Zuschnitt der kleinen Muster und das Ordnen der Materialien nach dem entsprechenden Färbegut. Natürlich möchte jede Teilnehmerin sich eigene Blätter mit den entsprechenden Übersichten zu Material und Farbe anlegen.

Hiermit auch einen großen und herzlichen Dank an Katharina Krieglsteiner von der Pilzschule Schwäbischer Wald, die dieses Seminar jedes Jahr anbietet.