Mein Verständnis der schamanischen Reise
Menschen, die interessiert sind am „Shamanic Counseling“, also der Beratung durch die Spirits, ihre eigenen ratgebenden Instanzen aus der nichtalltäglichen Wirklichkeit, frage ich inzwischen als erstes, ob sie schon Erfahrung mit schamanischen Reisen haben.
Oft werden mir da Abende oder auch Wochenenden geschildert, bei denen sie an geführten Reisen in den schamanischen Kosmos teilgenommen haben. „Geführt“ deswegen, weil eine Kursleitung das Eintauchen in das schamanische Weltbild gesteuert, und die Richtung und auch das Thema der Reise vorgegeben hat. Dieses Vorgehen gibt den Kursteilnehmer*innen zweifelsohne eine erste Sicherheit.
Meiner Ansicht nach wird dadurch der Zweck einer schamanischen Reise jedoch nicht optimal erreicht.
Für mich zeigt sich der Sinn einer schamanischen Reise vor allem darin, seine eigenen ratgebenden Wesen kennen zu lernen, Vertrauen zu ihnen zu entwickeln, und auf diese Art und Weise Teil haben zu dürfen an ihrer unermesslichen Weisheit.
Das Reich der Krafttiere
Die Untere Welt ist das Reich der Krafttiere, mitfühlenden, transzendierten1 und liebevollen Wesen, die dir auf deine Fragen gern Auskunft geben. Mir selbst erscheinen die Antworten meist als Bildabfolgen oder auch als konkreter Film; die Art der Wahrnehmung der Antwort kann aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.
Das Kennenlernen des eigenen Krafttiers und das Kennenlernen der Unteren Welt sind untrennbar miteinander verbunden. Dein eigenes Krafttier zeigt dir Stück für Stück den Bereich der Unteren Welt und weist dich in die dortigen Gepflogenheiten ein.
Mit deinem Krafttier hast du auf den Reisen einen zuverlässigen Schutz und Beschützer an deiner Seite.
Das Reich der Lehrerinnen und Lehrer
Die Obere Welt ist das Reich der Ratgeberinnen und Ratgeber, im schamanischen Kontext auch Lehrerin oder Lehrer genannt. Auch diese sind mitfühlende, transzendierte und liebevolle Wesen ohne jegliches eigenes Anliegen. Sie werden beschrieben als menschenähnliche Wesen, wobei „menschenähnlich“ von der Körpergröße und der Ausstrahlung her – den menschlichen Maßstab angesetzt – stark variieren kann.
Es gibt, ähnlich wie im „normalen“ Leben auch, Lehrerinnen und Lehrer, die sich viel Zeit für die Fragen des „Neuankömmlings“ nehmen, und ihm sehr ausführlich ihr Reich zeigen. Sie setzen sich z.B. mit dem Neuankömmling hin und erläutern die Antworten ausführlich. Hin und wieder auch auf sehr humorvolle Art und Weise.
Ebenso gibt es welche, die sehr kurz angebunden sind, und damit für den menschlichen Reisenden den Eindruck vermitteln, unfreundlich zu sein. Doch auch diese Lehrerinnen oder Lehrer stehen für Auskünfte gern zur Verfügung; sie haben einfach ihren eigenen Charakter.
Außerhalb von Raum und Zeit
Während einer schamanischen Reise im Counseling befindest du dich in einem veränderten Bewusstseinszustand. Dieser wird hervorgerufen durch monotone Trommelklänge, denen du mit geschlossenen Augen lauschst. Du kannst den Zustand als eine Trance bezeichnen, wobei du z.B. bei „Gefahr im Verzug – Feuer!“ o.ä. sofort wieder ansprechbar wärst und adäquat handeln könntest.
Allen schamanischen Reisen ist gemein, dass sie in der Außerzeitlichkeit, also jenseits unseres Zeitverständnisses, stattfinden. In der Welt der Spirits gibt es weder Raum noch Zeit, gemäß unserer menschlichen, gewohnten Wahrnehmung.
Du wirst auf den Reisen Landschaften kennen lernen, dich in Räumen bewegen und auch das Gefühl haben, dass manche Fragen schnell, andere eher stückweise – vergleichsweise langsamer – beantwortet werden. Dennoch ist das nicht unser menschliches Verständnis von Raum und Zeit. Vielmehr sind diese Bilder und Gefühle der Tatsache geschuldet – das zeigen meine Beobachtungen und Erfahrungen – dass die Spirits wissen, dass sie es mit Menschen zu tun haben. Und um den Menschen die Antworten zu den Fragen zu geben, mit denen sie gekommen sind, holen die Spirits die Menschen dort ab, wo sie gerade stehen.
1Das Verb transzendieren bedeutet „etwas hinter sich lassen“, „die Grenzen eines Bereichs überschreiten“. Transzendieren stammt vom lateinischen transcendere (hinübersteigen, überschreiten) ab. Entnommen am 10.12.2023: https.//neueswort.de